Trickbetrüger kennen viele Wege, um an das Geld ihrer Opfer zu gelangen. Häufig findet der Betrugsversuch über das Internet statt - ist aber auch über den Postweg, per Telefon oder an der Haustüre möglich. Damit Sie gegen Betrugsversuche gewappnet sind, stellt Ihnen Frau Melina Kotola Lopez bewährte Betrugsmaschen vor.
Frau Kotola Lopez, was bedeutet Phishing im Zusammenhang mit dem OnlineBanking unserer Bank?
Melina Kotola Lopez: Beim sogenannten Phishing versuchen Betrüger, durch gefälschte E-Mails, SMS, soziale Netzwerke oder Internetseiten Zugangsdaten von Bankkunden zu erschwindeln, sie zu Test- oder Rücküberweisungen aufzufordern oder sie auf Webseiten zu locken, von denen schädliche Software verbreitet wird. Oft sind dabei „Trojaner“ im Einsatz - eine Software, die Daten von Computern, Tablets oder Smartphones abfischt.
Unter einem Vorwand werden Empfänger solcher Phishing-Nachrichten darum gebeten, ihre Bankdaten oder andere persönliche Daten anzugeben. Es gibt dabei leider viele Varianten, doch eines haben sie aber alle gemeinsam: Sie nutzen Vorwände, gefälschte Absenderadressen, Webseiten und Eingabemasken, die zum Beispiel einer Banking-Anwendung oder einer vertrauten Händlerseite täuschend ähnlich sehen.
Frau Kotola Lopez, wie läuft Phishing-Betrug konkret ab?
Melina Kotola Lopez: Getarnt als Internetanbieter, seriöse Bank oder Versandunternehmen fordern Phishing-Betrüger die Verbraucher in ihrer E-Mail oder SMS dazu auf, beispielsweise einen Link anzuklicken. Und das alles unter dem Vorwand eines angeblichen Sicherheitsvorfalles, der eine Erneuerung des Passwortes oder der persönlichen Daten notwendig macht.
Auch beim OnlineBanking werden Verbraucher immer wieder Opfer von Phishing-Betrug. Per E-Mail werden Sie gebeten, ihre Kontoinformationen zu bestätigen. Leider passiert es immer wieder, dass Verbraucher solche Mails für seriös halten und ihre Daten preisgeben. Die Betrüger sind dann im Besitz der Zugangsdaten und können diese beliebig für ihre missbräuchlichen Zwecke einsetzen.
Zudem sind in Phishing-Mails separat enthaltene Dateianhänge gefährlich. Denn mit diesen wird schädliche Software verbreitet, die den Computer des Bankkunden zuerst infiziert, um diesen dann auszuspionieren oder sogar die Kontrolle zu übernehmen. Selbst scheinbar interessante Grafikdateien können den Computer oder das Smartphone schädigen, sobald diese geöffnet oder angezeigt werden.
Frau Kotola Lopez, was können unsere Kunden unter der Nachricht „Aufforderung zur Durchführung einer Test-Überweisung“ verstehen?
Melina Kotola Lopez: In diesen Meldungen wird auf angebliche Sicherheitslücken hingewiesen und dazu aufgefordert, einen neuen Verschlüsselungsalgorithmus zu testen. Dazu sollen die Empfänger einen in der Meldung enthaltenen Link nutzen und eine angebliche Demo-Überweisung durchführen.
Daher mein eindringlicher Rat: Klicken Sie nicht auf diesen angezeigten Link und tätigen Sie keine Demo-Überweisungen!
Frau Kotola Lopez, was bedeutet die Meldung: „Konto gesperrt“?
Melina Kotola Lopez: Der Versender dieser Phishing-Mail behauptet, dass das Konto aufgrund unbefugter Überweisungen gesperrt worden sei. Die Kunden werden aufgefordert, ihr Konto mithilfe eines Links zu entsperren, ansonsten werde eine Bearbeitungsgebühr erhoben. So versuchen die Betrüger an Zugangsdaten und personenbezogene Informationen zu gelangen oder Schadsoftware auf Computern, Smartphones und Tablets zu installieren.
Auch hier rate ich: Klicken Sie nicht auf die angezeigten Links und öffnen Sie keine Dateianhänge!
Frau Kotola Lopez, durch einen Anruf geben sich Kriminelle am Telefon als vermeintliche Bankmitarbeiter aus. Ist das so?
Melina Kotola Lopez: Ja, das ist so und kommt leider häufig vor. Die Kriminellen behaupten, im Namen der Bank des Kunden anzurufen. Grund für den Anruf sei eine verdächtige Überweisung oder aktuell auch die fehlende Zustimmung zur Änderung unserer Allgemeinen Geschäftsbedingungen, kurz AGB genannt.
Mit Nachdruck verlangen die Anrufer, dass die Kunden sich im OnlineBanking anmelden, um sich zu versichern, dass die Buchung rechtmäßig erfolgt beziehungsweise die erbetene Zustimmung zu den ABG eben nicht erfolgt ist. Bei manchen Anrufen wird sogar die mündliche Herausgabe der Zugangsdaten oder einer Transaktionsnummer, im allgemeinen Sprachgebrauch als TAN bezeichnet, verlangt und gedroht, andernfalls das Konto des Kunden zu sperren. Häufig wird zusätzlich im Gespräch verbaler Druck aufgebaut, indem der ungewünschte Anrufer eine sofortige Aktion einfordert.
In diesem Fall empfehle ich, gehen Sie nicht auf die Forderung ein und geben Sie keine Daten weiter. Kurzum: Legen Sie einfach auf!
Frau Kotola Lopez, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der „Corona-Pandemie“ haben Online-Bestellungen stark zugenommen. Aus aktuellem Anlass, was sagen Sie uns zu Paketbenachrichtigungen per SMS?
Melina Kotola Lopez: Wie schon in den vergangenen zwei Jahren versenden Betrüger gefälschte Paketbenachrichtigungen, die einen Link zu einer vermeintlichen App des Versanddienstleisters enthalten. Installiert der Kunde diese App, werden mittels Schadcode Passwörter und Kreditkarteninformationen erbeutet.
Ich rate auch hier mit Nachdruck, klicken Sie nicht auf den angezeigten Link und löschen Sie diese SMS sofort!
Frau Kotola Lopez, vielen, herzlichen Dank für dieses aufschlussreiche Interview.